Seit den frühen 1520er Jahre verbreitete der Blaufärber Hans in Regensburg in privaten Zusammenkünften die Schriften der Reformatoren. Von der Bevölkerung wurden sie mit Beifall angenommen, die privaten Bibel- und Lesestunden wurden lieber und häufiger besucht als die Predigten der katholischen Kirchen. Erste Bitten aus der Bürgerschaft an den Stadtrat um einen protestantischen Prediger gab es bereits 1523. Und auch die Rufe nach der Verabreichung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt – also sowohl Hostie als auch Wein – wurden lauter.
Doch die Stadt konnte sich nicht einfach der Reformation anschließen. Sie war dem katholischen Kaiser direkt unterstellt, umgeben und auch abhängig vom Handel mit dem katholischen Bayern, mit einem Bischof innerhalb der Mauern, der alles Verdächtige sofort an den Kaiser meldete.
So versuchte man es zunächst mit „cancel culture“. Der Verkauf von Luthers Schriften wurde untersagt, der unbequeme Blauhans nach einem Aufruhr in der Kirche der Stadt verwiesen. Er kam aber bald wieder zurück, mit einem Brief Luthers im Gepäck, und die Lage beruhigte sich keineswegs. Immer mehr Einwohner gingen nach Sallern und Beratzhausen zu evangelischen Predigern in den Gottesdienst. Immer mehr Trauungen fanden ohne Priester statt, Nonnen und Mönche traten aus ihren Klöstern aus und heirateten. Die Stadt blieb noch fast zwei Jahrzehnte offiziell katholisch, während der Druck der Bevölkerung stetig zunahm.
Erst 1542 stellte der Rat einen ersten evangelischen Prediger an. Seine Predigten fanden enormen Zulauf, ebenso die Abendmahlfeiern auf reformatorische Weise. Im Oktober 1542 schließlich gab der Rat den Bürgern nach: Regensburg schloss sich der Reformation an.
Stich zur Einweihung der Dreieinigkeitskirche 1631
Nach Unterzeichnung des Augsburger Religionsfriedens 1555 gab es in Regensburg nur noch zwei katholische Bürger (und freilich zahlreiche katholische Klöster, die auch weiterhin Bestand hatten). Für ein paar Jahrhunderte blieb die Stadt überwiegend protestantisch.
Die Dreieinigkeitskirche ist der erste evangelische Kirchenneubau in Altbayern. Sie wurde zum Großteil aus Spenden finanziert und war für ihre besondere Bauart weithin berühmt: zum einen aufgrund ihrer Rundfenster, die der Beleuchtung der Emporenunterräume diente. Vor allem aber gerade für das, was hier im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen dieser Größe fehlte: Säulen und andere Stützen. Nicht einmal unter den umlaufenden Holzemporen gibt es sie, was einen guten Blick auf Altar und Kanzel ermöglicht.
Quelle: Christine Gottfriedsen – Evangelisch in Regensburg 1517 bis heute
Dreieinigkeitskirche
Am Ölberg 1
93047 Regensburg
Im Sommerhalbjahr kann man den achtstöckigen Nordturm der Kirche besteigen. Er bietet eine wunderbare Aussicht über die ganze Stadt bis weit ins Hinterland.