Interview mit Maximilian MAyer und Camille Schnoor

Ein echtes Liebesduett

Der Regensburger Tenor Maximilian Mayer und die französisch-deutsche So­pranistin Camille Schnoor stehen bei un­se­rem »Galakonzert am 28. Juni im Thon-Ditt­mer-Palais zusammen mit den Tenören Juan Carlos Falcón und Alexan­dros Tsilogiannis auf der Bühne. Mit da­bei ist auch ein Duett, das beiden ganz besonders am Herzen liegt.
Liebe Camille, wir freuen uns sehr, dass du für Gesche Geier den Part der Herzdame in unserem Gala­kon­zert in Regensburg über­nimmst. Es ist dein erster Auftritt hier, rich­tig? Hattest du schon Gelegenheit, Regens­burg kennen­zu­lernen?

Camille Schnoor: Regensburg selbst kenne ich schon, weil ich mit Maxi­milian schon öfters bei seiner Familie war – aber es ist das erste Mal, dass ich hier singe. Eigentlich wollte ich mir das Konzert anhören, aber jetzt mache ich aktiv mit – und das ist sehr schön.

Am Samstag gleich nach der Gala hast du in München wieder einen Auftritt als Giulietta in Hoffmanns Erzählungen am Gärtnerplatz. Ei­ne wunderschöne Rolle und du singst da­rin auch Barcarolle mit einem riesigen Fe­der­schmuck, der ziemlich schwer aussieht. Was über­wiegt da – Anstrengung oder Freude?

Camille Schnoor: Dieser Feder­schmuck ist sehr groß und sehr hoch, aus echten Pfauenfedern. Man kann sich nicht wahnsinnig schnell darin bewegen, eben weil er so groß ist – aber auch wenn es nicht so wirkt, ist er federleicht und es ist über­haupt kein Problem, damit zu singen. Die Barca­rolle ist zwar das bekannteste Stück, aber an sich auch nicht schwer zu singen – das Schwierige kommt dann danach, da wird es sportlich mit den Tönen und man muss schau­en, dass man gut durchkommt. Aber es macht auf jeden Fall riesig Spaß – es ist eine kurze, ener­gi­sche Rolle, und das mag ich sehr gerne.

Lieber Maximilian, der Titel des Abends ist „Herzbuben mit Dame“ und wir haben drei Tenöre auf der Bühne, die ihre schönsten Arien und Liebeslieder präsentieren. Das Ren­nen um die einzige Dame, un­sere So­pra­nis­tin Camille, scheint aber schon gelaufen zu sein. Sie beide sind ein Paar. Werden wir also ein echtes, gar nicht gespieltes Liebes­duett hören?

Maximilian Mayer: Auf jeden Fall! Also, das Rennen ist gelaufen – da lass ich niemanden mehr dazwischen. Ca­mille und ich sind schon lange Kolle­gen, und seit zwei Jahren… kennen wir uns noch viel besser. Und es gibt ein echtes Liebeslied, eines der Duet­te, das wir singen. Lippen schweigen aus der lustigen Witwe ist tatsächlich gerade das Stück, bei dem wir uns im Sommer 2020 näher gekommen sind. Ich durfte bei einer Ope­ret­tengala am Gärtnerplatztheater für einen er­krank­ten Kollegen einspringen und die­ses Duett mit Camille singen. Wir haben uns tief in die Augen geschaut, und dabei ist der berühmte Funke übergesprungen… Eigentlich hätten wir die lustige Witwe am Gärt­nerplatz auch schon miteinander spielen sol­len, aber es kam immer etwas dazwi­schen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir Lippen schweigen jetzt in Regensburg zusammen singen dür­fen!
Maximilian Mayer und Camille Schnoor

Camille Schnoor und Maximilian Mayer im Thon-Dittmer-Palais

Galakonzert am 28. Juni im Thon-Dittmer-Palais

Herzbuben mit Dame

Juan Carlos Falcón lebt ja auch in Regens­burg. Kanntest du ihn schon, bevor du zum Ensemble des Gärtnerplatz gekommen bist und gab es schonmal ein gemein­sames Pro­jekt außerhalb des Theaters?

 

Maximilian Mayer: Wir kannten uns tatsächlich nicht. Wir haben gemein­same Freunde und ich wusste, das es ihn gibt und habe nur das Beste über ihn gehört – aber kennengelernt habe ich ihn erst, als wir 2016 zusammen am Gärtner­platz­theater angefangen haben. Und seitdem liebe und schät­ze ich ihn unglaublich als Men­schen und als Kollegen und bin unglaublich froh, dass er mich gefragt hat, ob ich bei „Herzbuben mit Dame“ mitwir­ken möchte. Und wir haben sogar am selben Tag Geburtstag!

 

Als Paar und als Kollegen ver­bringt man viel Zeit mitein­ander – wie geht man damit um? Dreht sich tagaus tagein alles um das Singen, um die Karriere?

 

Maximilian Mayer: Also eigentlich haben wir gar nicht so viel mitein­ander zu tun am Theater – es ist die Ausnahme, dass wir beide mal in der gleichen Produktion singen.

Camille Schnoor: Und als Liebespaar in einem Stück noch gar nicht, aber nächstes Jahr soll es soweit sein!

Wenn wir beide in derselben Produk­tion waren, zum Beispiel Hoffmanns Er­zäh­lungen, war es eigentlich sehr schön, dass man sich auch in Stress­situationen gegenseitig unterstützen konn­te. Jeder konnte nachvollzie­hen, warum es beim anderen gerade stres­sig war. Aber wir gehören nicht zu den Sängern, die von früh bis abends über Gesang reden oder den ganzen Tag You­Tube-Videos von Sängern an­schau­en – wir sind beide auch an vielen ande­ren Sachen interessiert …auch wenn ich vielleicht ein biss­chen mehr darüber spreche als Maxi­milian.

 

Maximilian Mayer: Ich finde, es funk­tioniert ex­trem gut. Wir teilen das Glück und das Leid – man kann sich unglaublich gut unterstützen, hat wahn­sinnig viel Verständnis, der an­de­re weiß immer genau, um was es geht. Vielleicht ist das leichter, als wenn man komplett unterschied­liche Berufe hätte?

 

Es gibt einen bekannten Fragebo­gen, den Marcel Proust zweimal im Leben ausgefüllt hat. Wir würden euch gerne ein paar Fragen daraus stellen. Camille, was ist deine cha­rak­­teristischste Eigenschaft?

 

Camille Schnoor: Ich würde sagen, was mich am meisten ausmacht, ist, dass ich ruhig und aus­ge­glichen bin. Klingt ein bisschen lang­weilig…

 

Und welche natürliche Gabe hät­test du gerne?

 

Camille Schnoor: Ich würde gerne rechts von links besser unter­scheiden können!

Hast du eine Lieblingsheldin oder einen Lieb­lingsheld in der Ge­schichte?

 

Camille Schnoor: Ganz viele! Es ist jetzt schwer, ei­nen auszuwählen… aber Martha Möldl, eine große, große Sängerin aus der Vergangenheit be­eindruckt mich sehr.

 

Und du Maximilian, wer ist dein Held der Gegenwart?

 

Maximilian Mayer: Ich würde sagen, die Helden der heutigen Zeit tragen Trikots auf dem Fußball­platz!

 

Was ist euer größtes Talent?

 

Camille Schnoor: Die Musik, denke ich.

 

Maximilian Mayer: Meines ist, andere Leute zu un­terhalten.

 

Was könnt ihr gar nicht?

 

Camille Schnoor: Ich kann mir keine Termine mer­ken. Und du, Maxi­milian?

 

Maximilian Mayer: Ich kann ganz schlecht warten.

 

Camille, welche Fehler entschul­digst du am ehesten?

 

Camille Schnoor: Da muss ich ein bisschen nach­denken… Alles, was nicht beabsichtigt ist. Jeder macht Fehler – eigentlich den ganzen Tag. Das ist menschlich. Und wenn man Fehler aus Dusseligkeit oder Unbehol­fenheit macht, finde ich das fast schon wieder süß.

 

Was möchtest du noch unbedingt lern­en, Maximilian?

Maximilian Mayer und Camille Schnoor

Camille Schnoor und Maximilian Mayer im Thon-Dittmer-Palais

Maximilian Mayer: Französisch! Damit ich Camille immer verstehen kann…

 

Und zum Schluss: Habt ihr noch eine Frage an die Kultur­optimisten?

 

Camille Schnoor: Ja! Kulturoptimis­ten, das ist ein toller Name. Wie seid ihr darauf ge­kommen? Und: wenn man Kultur machen will und gut gestalten möchte, ist es dann Voraus­setzung, optimistisch zu sein?

 

Julia Köppel: Tatsächlich war der Na­me einfach eines Tages in meinem Kopf. Aber er passt ganz gut zu dem wie wir, unsere Partner und unser Publikum sind und sein wollen.

 

Karin Weber: Ich glaube, dass es für alle Unternehmungen eine gute Por­tion Optimismus braucht, gerade in die­ser Zeit ange­sichts von Pandemie und Krieg. Kulturprojekte sind dabei aber eben auch so wertvoll und wich­tig – dafür arbeiten wir mit großer Leidenschaft.

 

Maximilian Mayer: Wir haben uns sehr über die interessanten Fragen gefreut, vielen Dank!