Interview mit Maximilian MAyer und Camille Schnoor
Ein echtes Liebesduett
Camille Schnoor: Regensburg selbst kenne ich schon, weil ich mit Maximilian schon öfters bei seiner Familie war – aber es ist das erste Mal, dass ich hier singe. Eigentlich wollte ich mir das Konzert anhören, aber jetzt mache ich aktiv mit – und das ist sehr schön.
Am Samstag gleich nach der Gala hast du in München wieder einen Auftritt als Giulietta in Hoffmanns Erzählungen am Gärtnerplatz. Eine wunderschöne Rolle und du singst darin auch Barcarolle mit einem riesigen Federschmuck, der ziemlich schwer aussieht. Was überwiegt da – Anstrengung oder Freude?
Camille Schnoor: Dieser Federschmuck ist sehr groß und sehr hoch, aus echten Pfauenfedern. Man kann sich nicht wahnsinnig schnell darin bewegen, eben weil er so groß ist – aber auch wenn es nicht so wirkt, ist er federleicht und es ist überhaupt kein Problem, damit zu singen. Die Barcarolle ist zwar das bekannteste Stück, aber an sich auch nicht schwer zu singen – das Schwierige kommt dann danach, da wird es sportlich mit den Tönen und man muss schauen, dass man gut durchkommt. Aber es macht auf jeden Fall riesig Spaß – es ist eine kurze, energische Rolle, und das mag ich sehr gerne.
Lieber Maximilian, der Titel des Abends ist „Herzbuben mit Dame“ und wir haben drei Tenöre auf der Bühne, die ihre schönsten Arien und Liebeslieder präsentieren. Das Rennen um die einzige Dame, unsere Sopranistin Camille, scheint aber schon gelaufen zu sein. Sie beide sind ein Paar. Werden wir also ein echtes, gar nicht gespieltes Liebesduett hören?
Maximilian Mayer: Auf jeden Fall! Also, das Rennen ist gelaufen – da lass ich niemanden mehr dazwischen. Camille und ich sind schon lange Kollegen, und seit zwei Jahren… kennen wir uns noch viel besser. Und es gibt ein echtes Liebeslied, eines der Duette, das wir singen. Lippen schweigen aus der lustigen Witwe ist tatsächlich gerade das Stück, bei dem wir uns im Sommer 2020 näher gekommen sind. Ich durfte bei einer Operettengala am Gärtnerplatztheater für einen erkrankten Kollegen einspringen und dieses Duett mit Camille singen. Wir haben uns tief in die Augen geschaut, und dabei ist der berühmte Funke übergesprungen… Eigentlich hätten wir die lustige Witwe am Gärtnerplatz auch schon miteinander spielen sollen, aber es kam immer etwas dazwischen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir Lippen schweigen jetzt in Regensburg zusammen singen dürfen!
Camille Schnoor und Maximilian Mayer im Thon-Dittmer-Palais
Juan Carlos Falcón lebt ja auch in Regensburg. Kanntest du ihn schon, bevor du zum Ensemble des Gärtnerplatz gekommen bist und gab es schonmal ein gemeinsames Projekt außerhalb des Theaters?
Maximilian Mayer: Wir kannten uns tatsächlich nicht. Wir haben gemeinsame Freunde und ich wusste, das es ihn gibt und habe nur das Beste über ihn gehört – aber kennengelernt habe ich ihn erst, als wir 2016 zusammen am Gärtnerplatztheater angefangen haben. Und seitdem liebe und schätze ich ihn unglaublich als Menschen und als Kollegen und bin unglaublich froh, dass er mich gefragt hat, ob ich bei „Herzbuben mit Dame“ mitwirken möchte. Und wir haben sogar am selben Tag Geburtstag!
Als Paar und als Kollegen verbringt man viel Zeit miteinander – wie geht man damit um? Dreht sich tagaus tagein alles um das Singen, um die Karriere?
Maximilian Mayer: Also eigentlich haben wir gar nicht so viel miteinander zu tun am Theater – es ist die Ausnahme, dass wir beide mal in der gleichen Produktion singen.
Camille Schnoor: Und als Liebespaar in einem Stück noch gar nicht, aber nächstes Jahr soll es soweit sein!
Wenn wir beide in derselben Produktion waren, zum Beispiel Hoffmanns Erzählungen, war es eigentlich sehr schön, dass man sich auch in Stresssituationen gegenseitig unterstützen konnte. Jeder konnte nachvollziehen, warum es beim anderen gerade stressig war. Aber wir gehören nicht zu den Sängern, die von früh bis abends über Gesang reden oder den ganzen Tag YouTube-Videos von Sängern anschauen – wir sind beide auch an vielen anderen Sachen interessiert …auch wenn ich vielleicht ein bisschen mehr darüber spreche als Maximilian.
Maximilian Mayer: Ich finde, es funktioniert extrem gut. Wir teilen das Glück und das Leid – man kann sich unglaublich gut unterstützen, hat wahnsinnig viel Verständnis, der andere weiß immer genau, um was es geht. Vielleicht ist das leichter, als wenn man komplett unterschiedliche Berufe hätte?
Es gibt einen bekannten Fragebogen, den Marcel Proust zweimal im Leben ausgefüllt hat. Wir würden euch gerne ein paar Fragen daraus stellen. Camille, was ist deine charakteristischste Eigenschaft?
Camille Schnoor: Ich würde sagen, was mich am meisten ausmacht, ist, dass ich ruhig und ausgeglichen bin. Klingt ein bisschen langweilig…
Und welche natürliche Gabe hättest du gerne?
Camille Schnoor: Ich würde gerne rechts von links besser unterscheiden können!
Hast du eine Lieblingsheldin oder einen Lieblingsheld in der Geschichte?
Camille Schnoor: Ganz viele! Es ist jetzt schwer, einen auszuwählen… aber Martha Möldl, eine große, große Sängerin aus der Vergangenheit beeindruckt mich sehr.
Und du Maximilian, wer ist dein Held der Gegenwart?
Maximilian Mayer: Ich würde sagen, die Helden der heutigen Zeit tragen Trikots auf dem Fußballplatz!
Was ist euer größtes Talent?
Camille Schnoor: Die Musik, denke ich.
Maximilian Mayer: Meines ist, andere Leute zu unterhalten.
Was könnt ihr gar nicht?
Camille Schnoor: Ich kann mir keine Termine merken. Und du, Maximilian?
Maximilian Mayer: Ich kann ganz schlecht warten.
Camille, welche Fehler entschuldigst du am ehesten?
Camille Schnoor: Da muss ich ein bisschen nachdenken… Alles, was nicht beabsichtigt ist. Jeder macht Fehler – eigentlich den ganzen Tag. Das ist menschlich. Und wenn man Fehler aus Dusseligkeit oder Unbeholfenheit macht, finde ich das fast schon wieder süß.
Was möchtest du noch unbedingt lernen, Maximilian?
Camille Schnoor und Maximilian Mayer im Thon-Dittmer-Palais
Maximilian Mayer: Französisch! Damit ich Camille immer verstehen kann…
Und zum Schluss: Habt ihr noch eine Frage an die Kulturoptimisten?
Camille Schnoor: Ja! Kulturoptimisten, das ist ein toller Name. Wie seid ihr darauf gekommen? Und: wenn man Kultur machen will und gut gestalten möchte, ist es dann Voraussetzung, optimistisch zu sein?
Julia Köppel: Tatsächlich war der Name einfach eines Tages in meinem Kopf. Aber er passt ganz gut zu dem wie wir, unsere Partner und unser Publikum sind und sein wollen.
Karin Weber: Ich glaube, dass es für alle Unternehmungen eine gute Portion Optimismus braucht, gerade in dieser Zeit angesichts von Pandemie und Krieg. Kulturprojekte sind dabei aber eben auch so wertvoll und wichtig – dafür arbeiten wir mit großer Leidenschaft.
Maximilian Mayer: Wir haben uns sehr über die interessanten Fragen gefreut, vielen Dank!