Interview mit Martin Dietl von Uncle Sally

Der magische Moment

Martin Dietl erzählt, wie er zum ersten Mal mit Old Time Music in Berührung gekommen ist. Diese Begegnung hat ihn so verzaubert, dass er eine Band gründete, die sich dieser Musik verschrieben hat

Lieber Martin, wir sind natürlich neugierig… seit wann gibt es Uncle Sally eigentlich? 

Martin Dietl: Den ersten Auftritt gab es im Juli 2009, das war auch der Startschuss. Die ersten Proben hatten wir erst kurz davor, der Auftritt war super und hat uns allen recht viel Spaß gemacht.

Und wie kam es zu diesem ersten Auf­tritt? 

Martin Dietl: Es gibt eine Vorge­schichte vor Uncle Sally. Die beginnt mit einem Duo mit dem wunder­schönen Namen Full Flavour – ge­grün­det in den 90ern und bestehend aus Uli Dirschl und mir. Also wir bei­de haben schon lange Jahre davor gemeinsam Musik gemacht und auch relativ viele Auftritte gehabt. Und wie es dann dazu gekommen ist, dass wir dann fünf „geworden“ sind… ich war auf einer Geburtstagsfeier eingela­den, und da hab ich den Perzlmeier Peter (unseren Bassisten) getrof­fen. Er hat früher sehr viel Kontra­bass gespielt, dann eine Weile nicht mehr, und er kam auf dem Ge­burts­tag zu mir und meinte, er möchte jetzt gern wieder Kontrabass spielen – in ei­ner Band mit mir. Das war eigentlich der Start­schuss. 2011 kamen dann Sepp Zau­ner und Stefan Schindl­beck als Multi-Instru­men­talis­ten da­zu.

Martin Dietl von Uncle Sally ©Philipp Starzinger

Martin Dietl ©Philipp Starzinger

Und was hat es mit dem Band­na­men auf sich? Wer ist Uncle Sally?

Martin Dietl: Bandnamen sind immer ein heikles The­ma! Man trifft sich, es ist sofort klar, was man für Musik ma­chen will, alles ist super – aber der Band­name… es gab viele Überlegun­gen und es gab auch immer einen, der ge­gen den vorgeschlagenen Namen war. Letztendlich hat Uli „Uncle Sally“ vor­geschlagen – und dieser Vor­schlag wurde von allen akzeptiert.

Was macht die Musik von Uncle Sally besonders?

Martin Dietl: Ich glaube, das kann ich am besten beschreiben, indem ich er­zähle, was die Musik in mir selbst ausge­löst hat.
Etwa 2006 hab ich zum ersten Mal diese Old Time Music gehört, von der Band Old Crow Medicine Show, die die­se Musik extrem schwung­voll und dynamisch dargebo­ten hat. Teilweise auch gemischt mit Bluegrass-Elemen­ten und auch in der klas­si­schen Beset­zung: Mit dem Kö­nigs­in­strument die­ser Musik – der Geige – mit Kontrabass und Gitarre, Mandoline und Banjo.

Es war für mich fast ein magischer Mo­ment – wenn du das erste Mal et­was hörst und genau weißt: Diese Musik hast du gesucht und ab jetzt ist das Leben anders.

Das klingt selt­sam, aber in diesem mu­sika­li­schen Punkt stimmt es wirk­lich, wenn dir klar wird: Du hast jetzt eine Berei­che­rung in deinem musi­kali­­schen Leben. Ich war schon im­mer auf der Suche nach einer Coun­try-lastigen Musik – und da wusste ich dann, was ich ge­sucht hatte.
…heute ist das mit Spotify natürlich einfacher, aber damals hat es diesen ers­ten „Impact“ gebraucht, um sich zu informieren und schrittweise vor­zu­ar­beiten.
Damit wurde diese Musik dann zu „deiner“ Musik?

Ja, mir war klar, dass ich in diese Rich­tung etwas machen möch­te. Es ist ei­ne ehrliche Musik, wahnsinnig schnell, wahnsinnig mitreißend, sehr treibend kraftvoll – abwechselnd mit wunderschönen Balladen-Melodien, al­les eingebettet in einen mehr­stim­mi­gen Satzgesang.
Man braucht kein Schlagzeug, weil – das hab ich mal von einem Ameri­kaner gehört – bei dieser Musik die Gitarre das Schlag­zeug ist. Die Rhyth­mik, die normalerweise in der mo­der­nen Musik von einer Snare-Drum kommt, macht hier eine Gitarre mit dem so­genannten Nach­schlag. Das alles macht die Musik so besonders.

Eine Zeit­reise durch die ameri­kanische Mu­sik: Mit Country und Folk, Bluegrass und Old-Time Music. Mit Songs von Townes van Zandt, Gillian Welch und David Rawlings, Jack White und Marcus Mumford, Bob Dylan und Dolly Par­ton.

28. Juni 2024 auf dem Horsch-Hof in Schwetzendorf

Uncle Sally

Uncle Sally ©Philipp Starzinger

Uncle Sally: Martin Dietl, Peter Perzlmaier, Ulrike Dirschl, Stefan Schindlbeck und Sepp Zauner ©Philipp Starzinger

Wie ist es, zu fünft zusammen­zuarbeiten?
Martin Dietl: Ich glaub, es läuft ganz gut! Es gibt Phasen, in denen man sich was erarbeiten muss, in denen man sich finden muss – aber wenn wir uns das Stück erarbeitet haben, ist es auch gut, wir müssen nicht stän­dig proben. Ich glaube, man kann auch zuviel proben, und man sollte sich die Freude an der Musik nicht „zu Tode proben“, wenn ich das so plakativ sagen darf.
Sondern man trifft sich, freut sich aufeinander, freut sich auf die Lieder, obwohl man sie schon seit vielen Jah­ren spielt, lässt sich treiben.
Für uns alle – ich glaube, ich kann da für uns alle sprechen – ist das eine ganz besondere Band, wegen der Mu­sik, aber auch, weil wir uns so gut ver­stehen. Es gibt ein Vertrauen und die Freude, wenn man sich sieht, und die wunderschönen Momente, die wir miteinander bei Auftritten erle­ben – wir stellen immer wieder fest: Was haben wir da für einen Schatz an uns und dieser Band!

Was erwartet uns beim Konzert am 28. Juni in Schwetzendorf?
Martin Dietl: Genau das! Wir haben so viel Freude an der Musik und unserem Zusammenspiel und freuen uns schon sehr auf das Konzert – und wir meinen, diese Freude überträgt sich auf das Publikum. Das wird ein toller Abend!