Horsch-Hof Schwetzendorf, 10. Juli 2022
Deine, seine oder keine Niere.
Viel Gelächter, viele überraschende Wendungen und Tiefsinn: Das Turmtheater Regensburg gastierte am 10. Juli 2022 mit der Beziehungskomödie „Die Niere“ auf dem Horsch-Hof in Schwetzendorf. Martin Hofer und Undine Schneider kamen für die Vorstellung extra nochmal aus Zürich zurück. Es hat sich gelohnt!
Schwetzendorf. Open Air ist alles anders. Nicht nur für das Publikum, auch für die Künstler auf der Bühne. Undine Schneider, Martin Hofer, Georg Lorenz und Melanie Rainer hatten beschlossen, am Sonntag auf dem Horsch-Hof in Schwetzendorf unverstärkt zu spielen – und sahen sich vor der Herausforderung, sehr laut zu sprechen, ohne dabei zu „overacten“, das Gesagte durch die Lautstärke ins Unglaubwürdige oder sogar Lächerliche zu ziehen. Wie schwierig das ist, merkte man ihnen auf der Bühne nie an – wohl aber dem Pausencatering: Halsbonbons und Tee.
Mit Stimmen, die scheinbar mühelos über den ganzen Hof trugen, spielten die vier ihre Rollen so überzeugend, als sei ihnen das Stück eigens auf den Leib geschrieben worden. Martin Hofer als selbstverliebter Architekt Arnold windet sich, als seine Frau Kathrin (Undine Schneider) eine Spenderniere von ihm fordert – und wünscht sich nichts sehnlicher als eine andere, unpassende Blutgruppe. Ein Freund der beiden, Götz (Georg Lorenz) erklärt sich dagegen sofort bereit, als Kathrin unschuldig fragt, ob er ihr eine Niere spenden würde, wenn sie dringend eine bräuchte.
Diese listig entlockte Zusage – Götz bleibt dabei, erst recht, als er erfährt, dass sich Arnold weniger ritterlich zeigt – gefällt weder Arnold, der seinen männlichen Stolz gekränkt sieht, noch Götz‘ Ehefrau Diana (Melanie Rainer), die nicht mal Teile ihres Mannes teilen möchte. Es folgen rasante 90 Minuten voll tiefsinnigem Sprachwitz. Verhandlungen darüber, wer wem eine Niere spenden darf, der Tausch einer Niere gegen die Wahrung eines Geheimnisses… Alles dreht sich um die Kernfrage der Komödie – „Was bist du bereit für mich zu tun?“
Dem Österreicher Stefan Vögel ist mit „Die Niere“ eine turbulente und schlaue Komödie gelungen; Undine Schneider, Martin Hofer, Georg Lorenz und Melanie Rainer haben sie vortrefflich auf die Bühne gebracht, das Publikum bestens unterhalten, zu lautem Lachen und gleichzeitig immer wieder zum Nachdenken angeregt. Einige Ärzte im Publikum lobten den medizinischen Wahrheitsgehalt der Organspende-Diskussionen.
„Das war wahrscheinlich das erste Mal in der 100-jährigen Geschichte des Hofes, dass hier ein echtes Theaterstück aufgeführt wurde!“ vermutet der Hausherr Thomas Horsch.
Und wir glauben, auch die vier Schauspieler hatten Spaß – sie wollen nämlich wiederkommen!