Thon-Dittmer-Palais

Hier gab es Fenster wie Noten in der Musik

In Regensburg ist es nicht ungewöhnlich, dass Häuser wachsen. So auch das Thon-Dittmer-Palais.

Thon-Dittmer-Palais Regensburg by High Contrast

Thon-Dittmer-Palais Regensburg Foto: High Contrast via Wikicommons

Regensburg. Als Georg Friedrich Edler von Dittmer 1781 an der Ecke zur Weingasse das alte Pa­trizierhaus der Familie Erlbeck kaufte, war er ge­rade in den öster­reichischen Adelsstand er­hoben worden – und der reichste Kauf­mann Re­gensburgs. Da war na­tür­lich klar: So kann das Haus nicht bleiben! Schließ­lich wollte er zei­gen, dass er es als bürger­licher Handels­mann bis in die Welt des Adels geschafft hatte!
Im 18. Jahrhundert hatte man nichts übrig für die unregelmä­ßigen mittelalterlichen Hausfas­sa­den, deren Fensteranordnung aus­sah wie „Noten in der Musik“ – zumindest eine re­präsentative Schau­seite á la mode zum Haid­platz musste her. Und angemessen im­posant sollte sie sein!
So wurde zunächst das Erlbeck­haus mit einer neuen Fassade ausgestattet, 1808 dann das anlie­gen­de Alko­fer­sche Haus auf­gekauft und teilweise abgebro­chen, und 1809 schließlich die Fassade des Thon-Dittmer-Palais über beide Häuser hinweg fertig­gestellt, wie wir sie heute kennen:
Den Haidplatz beherr­schend, mit geordneten Fensterreihen und sym­­metrisch, klassizistisch. Und zum Zeit­punkt ihrer Vollendung bereits wieder unmodern. Seinen Namen verdankt das Palais Georg Friedrichs Schwiegersohn Carl Christian von Thon-Dittmer, dem letzten Be­sitzer des Hauses, bevor es 1856 in den Besitz der Stadt überging. Ihm haben wir auch die Arkaden im Innenhof zu verdan­ken.
Nach allerlei Umbauten beher­bergt das Thon-Dittmer-Palais heu­te das Kulturamt der Stadt, die Stadt­bücherei und eine Spielstätte des Stadt­theaters. Die mittelalter­liche Sigis­mundkapelle dient als Ausstellungsraum für Kunstaus­stellungen und ist immer einen Be­such wert – beliebt ist aber vor allem der charmante Arkadenhof des Palais, Heimat zahl­reicher kul­tureller Sommerveranstal­tun­gen von den Schülertheatertagen bis hin zum Palazzo-Festival.
Seit 2022 gehören auch die Kultur­optimisten fest zum Kulturpro­gramm im Thon-Ditt­mer-Palais: hier fin­den unsere Galakonzerte statt – mehrere Solisten sorgen mit den schönsten Opernarien, Operetten-Duetten und Musical-Songs für Abende zum Dahin­schmelzen und Träumen. Die sind sicher auch ganz im Sinne der jungen Frau, die vom Uhrer­ker auf den Arkadenhof hinab­blickt: Eine barocke Vanitas. Sie zeigt unsere Vergänglichkeit auf – und stiftet dazu an, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Quelle: Karl Bauer – Regensburg. Geschichte und Geschichten. Straßen und Häuser – Wahrzeichen – Denkmäler – Kunst – Sitten – Brauchtum