Die Brandenburgischen Konzerte am 22./23. Oktober müssen leider abgesagt werden.
Alle Konzertgäste werden per E-Mail oder Brief über das Rückerstattungsprozedere informiert.
Samstag 22. Oktober | Sonntag 23. Oktober
Alle sechs Konzerte an einem Wochenende in zwei Regensburger Kirchen:
Dreieinigkeitskirche und Niedermünsterkirche
Mit Stefan Temmingh (Blockflöte) und Wiebke Weidanz (Cembalo)
und dem Ensemble des Münchner Residenzorchesters unter der
Leitung von Kumiko Yamauchi und Yuki Kasai
Johann Sebastian Bach widmete dem Markgrafen von Brandenburg eine Sammlung von sechs Konzerten. Diese wurden aber wohl nicht eigens für den Markgrafen komponiert und entstanden auch nicht alle zur selben Zeit, sondern stellten eher eine Art Portfolio der Fähigkeiten Bachs als Komponisten dar, das die Bandbreite seines Könnens zeigte. Das würde auch die von Konzert zu Konzert wechselnden Besetzungen und die stilistische Unterschiedlichkeit der Konzerte erklären.
Ein Komponist schrieb damals nicht abstrakte Kompositionen am Schreibtisch, die dann von beliebigen Musikern so gut wie möglich gespielt wurden, vielmehr arbeitete er mit „seinem“ Orchester und schrieb die Werke den Musikern und ihren Fähigkeiten auf den Leib.
Glücklicherweise entstanden die Brandenburgischen Konzerte in Köthen, wo Bach mit den hervorragenden Musikern der CammerMusici zusammenarbeitete – jeder ein Meister seines Instruments. So zeigen die sechs Konzerte auch, was in jedem der Instrumente steckt, jedes damals gängige Instrument wurde mit einer – oft solistischen – Partie bedacht. Wissenswert ist auch, dass Bach selbst mehrere Instrumente beherrschte.
Die 26 herausragenden Musikerinnen und Musiker des Münchner Residenzorchesters stellen sich der Herausforderung, alle Brandenburgischen Konzerte an einem Abend zu spielen. Unter der Leitung von Kumiko Yamauchi und Yuki Kasai – die beiden sind Konzertmeisterinnen des Münchner Kammerorchesters und des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz – und mit Unterstützung von Wiebke Weidanz am Cembalo und dem bekannten Blockflötisten Stefan Temmingh finden alle sechs Konzerte am 22. und 23. Oktober in zwei Regensburger Kirchen beider Konfessionen statt: Der Dreieinigkeitskirche und der Niedermünsterkirche.
Je drei der Konzerte werden als Programmblock von etwa einer Stunde (ohne Pause) aufgeführt und es gibt jeweils eine halbe Stunde vor Konzertbeginn eine kleine Begrüßung und Einführung.
Diese Teile können einzeln oder als verschiedene Kombitickets gebucht werden. Sie entscheiden also selbst, ob Sie lieber nachmittags oder abends ins Konzert gehen oder ob Sie alle Konzerte am Samstag oder am Sonntag erleben möchten.
Stefan Temmingh © Harald Hoffmann
Kombiticket Samstag
Sa, 22. Oktober – 17:30 Dreieinigkeitskirche Teil 1
Sa, 22. Oktober – 20:00 Niedermünsterkirche Teil 2
€ 46,00
Kombiticket Sonntag
So, 23. Oktober – 16:30 Niedermünsterkirche Teil 2
So, 23. Oktober – 19:00 Dreieinigkeitskirche Teil 1
€ 46,00
Kombiticket Nachmittage
Sa, 22. Oktober – 17:30 Dreieinigkeitskirche Teil 1
So, 23. Oktober – 16:30 Niedermünsterkirche Teil 2
€ 46,00
Kombiticket Abende
Sa, 22. Oktober – 20:00 Niedermünsterkirche Teil 2
So, 23. Oktober – 19:00 Dreieinigkeitskirche Teil 1
€ 46,00
Kombitickets
Lieber Samstag oder Sonntag ins Konzert? Gerne schon am Spätnachmittag – oder doch erst nach dem Abendessen? Alles ist möglich!
Sa, 22. Oktober 17:30 Dreieinigkeitskirche Teil 1
Nr. 5 D-Dur BWV 1050 · Nr. 6 B-Dur BWV 1051 · Nr. 2 F-Dur BWV 1047
€ 28,00
Sa, 22. Oktober 20:00 Niedermünsterkirche Teil 2
Nr. 3 G-Dur BWV 1048 · Nr. 4 G-Dur BWV 1049 · Nr. 1 F-Dur BWV 1046
€ 28,00
So, 23. Oktober 16:30 Niedermünsterkirche Teil 2
Nr. 3 G-Dur BWV 1048 · Nr. 4 G-Dur BWV 1049 · Nr. 1 F-Dur BWV 1046
€ 28,00
So, 23. Oktober 19:00 Dreieinigkeitskirche Teil 1
Nr. 5 D-Dur BWV 1050 · Nr. 6 B-Dur BWV 1051 · Nr. 2 F-Dur BWV 1047
€ 28,00
Einzeltickets
Sie können oder wollen nur einen der beiden Programmteile sehen? Das geht natürlich auch!
2021 schrieb Arno Widmann in der Frankfurter Rundschau zu den Brandenburgischen Konzerten: „Sparen Sie sich kostbare Lebenszeit, verzichten Sie auf die Lektüre dieses Artikels. Gehen Sie stattdessen ins Internet und rufen Sie auf Youtube das Gespräch auf, in dem Nikolaus Harnoncourt die ‚Brandenburgischen Konzerte‘ Stück für Stück erklärt.“ Wir sind seinem Rat gefolgt, die Quintessenz finden Sie unten, das ausführliche Video finden Sie → hier.
In den Dialog zwischen Streichern und Holzbläsern platzt eine dritte Gruppe, die damals in der Kunstmusik eigentlich (noch) nicht vorkam: die Hörner. Und sie werden nicht etwa bescheiden und angepasst eingeführt, sondern mit einem originalen Jagdsignal!
Nicht nur die Instrumente, auch die Form des Konzerts ist besonders: Das Streitgespräch der Instrumente ist so aufregend, dass das Konzert nicht wie üblich nach dem dritten Satz aufhört, sondern Bach noch ein Menuett als vierten Satz zur Beruhigung der Hörer anfügt. Aber auch diese Ruhe ist ein bißchen trügerisch, immer wieder sind kleine Trios zu hören, die das Thema des vorangegangenen Konzerts wieder aufnehmen.
Für viele ist das 2. Brandenburgische Konzert ganz klar ein Trompetenkonzert. Für andere dagegen ein Konzert für vier gleichwertige Solisten: Violine, Oboe, Blockflöte und Trompete.
Diese These mag gewagt erscheinen, ist doch die Blockflöte das leiseste Instrument der Barockzeit und die Trompete eines der lautesten – jedoch wird die Trompete mit zunehmender Tonhöhe immer leiser. Und Bach lässt den Trompeter die höchsten Töne spielen, sodass Trompete und Blockflöte einander ebenbürtig werden.
Die relativ kleine Besetzung des dritten Konzerts besteht ausschließlich aus Instrumenten aus einer Familie, der Violine – und ihrer Vergrößerungen, bis hin zum Kontrabass.
Aus den drei verschiedenen Motiven, die immer wieder gleichzeitig erklingen und ständig zwischen den Stimmen getauscht werden, entsteht eine heftige Diskussion zwischen den Instrumenten, bei denen es durchaus Gewinner und Verlierer gibt.
Und wieder sind die Meinungen geteilt: handelt es sich um ein Tripelkonzert für zwei Blockflöten und eine Violine oder ein Violinkonzert?
Grund für die Uneinigkeit sind die Flauti d’echo, also „Echoflöten“, die Bach auf seiner Partitur vermerkt. Es gibt eine besondere Art von Flöte, die Echoflöte genannt wird und aus zwei Flöten in gleicher Tonlage, aber verschiedener Lautstärke besteht. Bach könnte sich aber auch – der berühmte Dirigent Nikolaus Harnoncourt war sich sogar sicher – auf die Funktion der Flöten beziehen: Im Barock waren die Instrumentengruppen oft im Raum verteilt, so dass hier ebenso ein von Flöten gespieltes Echo von einem entfernten Platz aus gemeint sein könnte. Wir sind gespannt, welcher Variante das Residenzorchester folgt!
Anfangs spielt das Cembalo – ganz wie es sich damals für das Instrument gehörte – den Generalbass. Doch dann passiert plötzlich etwas Unerhörtes: Das Cembalo spielt ein Solo!
Geradezu revolutionär, bildete doch die Hierarchie der Instrumente damals die der Gesellschaft ab. Und nun wird die Königin der Instrumente, die Violine, so herabgestuft; ohne Disput, ohne Kampf – das Cembalo ist hier unangefochtener König. Bach selbst spielte übrigens zufälligerweise Cembalo, wohl auch in Konzerten…
Und weil man zu Bachs Lebzeiten jedes Instrument mit Tasten „Klavier“ nannte, ist das 5. Brandenburgische Konzert auch das erste Klavierkonzert der Geschichte.
Immer, wenn man in der Barockzeit Soli für Streicher komponiert hat, waren das Soli für Violinen oder Gamben. Nicht so aber Bach, der ein Konzert für die Proletarier der Streichinstrumente, die Bratschen schrieb. Auch hier ist es bestimmt kein Zufall, da Bach neben dem Cembalo auch noch Bratsche spielte.
Das ganze Konzert basiert auf dem Streit zwischen zwei Bratschen darüber, wer den Ton – oder besser Takt – angibt. Erst im letzten Satz können sie sich auf denselben Rhythmus einigen – und spielen dann gemeinsam gegen das Orchester an.