Interview mit Ilonka Vöckel und Eric Ehmer

Eine Sopranistin erfindet sich neu

Ilonka Vöckel ist eine professionelle Koloratursopranistin, Eric Ehmer spielt Country und Blues auf der Gitarre. Zusammen sind sie Watzlaff und spielten am 17. September auf dem Horsch-Hof akustische Folk-, Country- und Lieblings-Songs. 

Doch wie kam es dazu?

Ilonka, wir kennen dich als Sopra­nistin aus zahlreichen Produk­tionen am Theater Re­gens­burg, aus Musical, Opern und Operet­ten. Nun dürfen wir dich im Duo mit dem Gitarristen Eric Ehmer auf dem Horsch-Hof erleben. Was erwartet uns an diesem Abend und auf welche Stücke freust du dich am meisten?

 

Ilonka: Es gibt echte Country – Klas­siker z.B. von Johnny Cash “Way­faring Stranger“ oder Willie Nelsons „Roll Me Up And Smoke Me When I Die“ zu hören, aber auch viele gen­reuntypische Songs, die man mit unserer akustischen Instrumentie­rung nicht unbedingt erwarten wür­de, z.B. von Element of Crime oder auch den Popsong „Crazy“ von Gnarls Barkley. Ich denke oft bei den Proben der einzelnen Songs „Ui – jetzt kommt mein Lieblingslied“ – letztendlich sage ich das aber bei allen.

 

Also eine völlig andere Art von Musik, als wir von dir gewohnt sind. Wie kam es dazu?

 

Ilonka: Schuld daran sind unsere Hunde, ein Geschwisterpaar, die auf unterschiedlichen Wegen aus Rumä­nien zu uns kamen und über die Eric und ich in Kontakt gekommen sind. Nach der ersten gemeinsamen Gassi­runde und dem darauf folgenden Abendessen kamen wir dann auf Mu­sik im allgemeinen zu sprechen – Eric und ich hatten bis dahin nicht die leiseste Ahnung, dass wir beide Musiker sind. Daraus entwickelte sich die typische Wohnzimmer­session, die uns beiden Lust auf mehr machte. Am Anfang spielten wir reine Country-Songs, inzwischen wildern wir auch viel in anderen Genres, die wir auf unsere Weise inter­pretieren. Übrigens sind unsere Hunde anscheinend sehr musiklie­bend, sie sind immer noch bei jeder Probe dabei.

 

Wie fühlt es sich an, auf der Bü­hne zu stehen – was dir ja zutiefst vertraut ist – und dabei aber den gewohnten Rahmen zu verlassen?

 

Ilonka: Es ist ganz klar eine völlig andere Art der „Performance“.

Die Bühnenpräsenz, bzw. die Körper­span­nung bei einem klassischen Kon­zert nimmt aufgrund der Ge­sangstechnik viel mehr Raum in Anspruch – mag die Bühne noch so klein und das Publikum noch so nah sein. Dieses fast „künstliche“ Singen gibt mir persönlich eine gewisse Si­cherheit, man spielt ja sozusagen ei­ne Rolle. Selbst beim Liedgesang, der ja durchaus etwas sehr Intimes hat. Dazu kommt meist noch die Gestik, eine große Abendrobe, Makeup, die Haare schön…

Hier im Duo ist das Musizieren dafür sehr privat. Es mag rein stimmlich nicht so anstrengend wie zum Beispiel eine Opernarie sein, aber ich habe das Gefühl, dass ich viel mehr von mir preisgebe, weil die Musik so direkt und pur ist.

 

Was gefällt euch am „One Voice, One Guitar“-Projekt besonders?

 

Ilonka: Nur mit Gitarre und Gesang hat man wahnsinnig viele Möglich­keiten zu musizieren: Überall, und wenn’s sein muss, sogar unverstärkt. Wir können alles ausprobie­ren, alle Farben einsetzen, einander zuhören.

Mal davon abgesehen davon, dass ich unsere Musik so arg schön finde.

Watzlaff - Ilonka Vöckel und Eric Ehmer (c) Eric Ehmer

Ilonka Vöckel und Eric Ehmer ©Eric Ehmer

Watzlaff - Ilonka Vöckel und Eric Ehmer

Ilonka Vöckel und Eric Ehmer ©Eric Ehmer

Eric: Mir gefällt dabei besonders, dass man sehr reduziert versuchen muss, den jeweiligen Song auf den Punkt zu bringen. Obwohl wir im­mer wieder weitere Instrumente wie Ukulele, Melodica oder sogar Maul­trommel zu Unterstützung einsetzen, muss doch die Gitarrenlinie klar er­kennbar sein und den Sound tragen oder auch den Teppich legen. Gerade während der „konzertlosen“ Zeit ha­ben wir viel mit anderen Instrumen­ten wie E-Gitarre, Banjo, Bass usw. experimentiert. Das aktuelle Un­plugged-Programm ist aber viel di­rekter und passt in meinen Augen bzw. Ohren auch perfekt zu Ilonkas Stimme.

Und wie kommt ihr auf den Namen Watzlaff?

Eric: Watzlaff ist ein Stück von Slawomir Mrozek. Es geht dabei im weitesten Sinn um die Suche nach der Freiheit. Da wir ganz bewusst keinen englischen Namen wollten und wir uns musikalisch auch nicht einschränken wollen, dachten wir, das passt ganz gut zu uns.

Eric, wie ist es für dich, mit Ilonka zu musizieren?

Eric: Zunächst war es am Anfang mal eine Herausforderung. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon länger keine Musik mehr gemacht, wenn man von gelegentlichen Sessions mal absieht. Und dann gleich mit einem echten Profi zu arbeiten, hat mich schon ein paar Übungsstunden gekostet. In­zwi­schen ist es aber so, dass wir uns nicht nur musikalisch gut kennen­gelernt haben und die doch recht unterschiedlichen, musikalischen Wurzeln zu einem gemeinsamen Sound verschmelzen lassen können. Und ich finde, das hört man unserer Musik auch an.

Und jetzt dürfen wir euch auf dem Horsch-Hof begrüssen…

Ilonka: Darauf freuen wir uns sehr! Ich kenne Julia schon recht lange, trotzdem habe ich erst vor Kurzem von ihrer Selbständigkeit erfahren. Bei einem zufälligen Gespräch auf der Straße habe ich dann von un­serem neuen Projekt Watzlaff er­zählt. Sie hat unsere Videos gesehen, fand unser Konzept gut und jetzt geben wir unser erstes richtiges Kon­zert auch als einer der ersten Acts der Kulturoptimisten!

Können wir denn auch eine Koloratur-Arie erwarten?

Ilonka: Habt ihr das aus dem Inte­net? Bei unserem letzten Straßen­konzert Ende Juli kam tatsächlich der Wirt des benachbarten Italieni­schen Restaurants vorbei und fragte, ob er unser Mikro für ein „O sole mio“ ausleihen dürfe. Da habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mitzusingen. Im Horsch-Hof ist aber nix geplant – zu viel Crossover würde dann doch den Rahmen unseres Programmes sprengen.

Mal sehen, ob wir nicht auch einen Pizzabäcker finden kön­nen…! Eine letzte Frage: Was schätzt jeder von euch in der Zusammenarbeit am meisten?

Ilonka: Mal davon abgesehen dass ich finde, dass Eric toll Gitarre spielt, mag ich unsere gemeinsame Auffas­sung der „Work-Life-Balance“: Wir arbeiten immer ohne Druck, trotz­dem konzentriert. Und wir haben beide dieselbe Begeisterungs­fähig­keit, wenn es darum geht, neue Songs zu suchen. Dann lassen wir auch die Probe Probe sein, und blei­ben gleich im Wohnzimmer mit einem Bierchen sitzen und probieren aus.

Eric:  Was ich klasse finde, ist, dass Ilonka jeden Song so gefühlvoll inter­pretiert, als hätte sie ihn selbst ge­schrieben. Dadurch kommt eine ziemliche Intensität in die Musik. Außerdem ist ihre professionelle Ein­stellung extrem hilfreich bei den Proben. Auch wenn wir manchmal etwas kürzer proben und stattdessen lieber ein Gläschen trinken, ist die Zeit immer produktiv und optimal genutzt. Aber vor allem, es macht so richtig Spaß, zusammen Musik zu machen.

Liebe Ilonka, lieber Eric – vielen herzlichen Dank für eure Zeit und die offenen Antworten!